BPAN-Forschungsprojekt in Köln – inspiriert durch Berichte von Familien
Fünf NBIA-Patientenorganisationen aus Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen und den USA haben sich zusammengeschlossen, um ein Forschungsprojekt mit 100.000 Euro über zwei Jahre zu finanzieren. Untersucht wird ein möglicher Mechanismus für eine zeitweilige Verbesserung von Symptomen während und nach Virusinfektionen, wie sie von mehreren Familien mit BPAN-Betroffenen berichtet wurden.

PD Dr. Hormos Dafsari, Universitätsklinikum Köln, Deutschland, Foto: MedizinFotoKöln
PD Dr. Hormos Dafsari, Kinderneurologe und Wissenschaftler mit langjähriger Forschungserfahrung zu seltenen kindlichen Hirnerkrankungen am Universitätsklinikum Köln, leitet die Arbeiten. Er untersucht, ob ein Protein mit der Bezeichnung NCOA4 eine Rolle spielen und dieser Zusammenhang für zukünftige Behandlungen genutzt werden könnte. Es ist bekannt, dass Virusinfektionen die Produktion von NCOA4 erhöhen. Das Protein reguliert die Ferritinophagie, den Prozess, bei dem Ferritin, das wichtigste Eisenspeicherprotein in Zellen, recycelt wird. Wenn dieser Prozess normal funktioniert, können Zellen gespeichertes Eisen sicher freisetzen und wiederverwenden.
Bei BPAN-Patienten ist die Ferritinophagie eingeschränkt, was vermutlich dazu beiträgt, dass sich Eisenverbindungen in Gehirnzellen ansammeln. Forschende konnten kürzlich zeigen, dass die NCOA4-Werte in den Zellen von BPAN-Betroffenen niedrig sind – ein möglicher Grund für die verringerte Aktivität dieses Prozesses.
Dr. Dafsari möchte herausfinden, ob eine Erhöhung der NCOA4-Werte für die offenbar vorübergehende Verbesserung von Symptomen verantwortlich sein könnte. Sein Team will prüfen, ob es gelingt, NCOA4 gezielt zu steigern und den Zellen so zu helfen, Eisen besser zu verarbeiten. Dazu sollen drei mögliche Ansätze in aus Patienten gewonnenen Zellen getestet werden:
- Interferon-Stimulation – ahmt eine Virusinfektion nach und könnte die NCOA4-Aktivität kurzfristig erhöhen.
- Caryophyllenoxid (CPO) – eine natürliche Substanz, die in Kräutern und Gewürzen wie schwarzem Pfeffer, Basilikum oder Oregano vorkommt. In anderen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass CPO den Abbau von Ferritin in Zellen sicher steigern kann.
- Vitamin E – ein bekanntes Nahrungsvitamin, das Zellen vor eisenbedingten Schäden schützt und oxidativen Stress verringern kann.
Dieses Projekt wird noch keine direkte Behandlung ermöglichen. Es ist jedoch ein entscheidender erster Schritt auf dem Weg zur Entwicklung zukünftiger Therapien. Durch die Versuche in Zellen können Forschende herausfinden, welche Strategien später für klinische Studien infrage kommen. Gelingt dies, könnten die Ergebnisse die Grundlage für echte Behandlungsmöglichkeiten schaffen, die Anfälle lindern und das Fortschreiten von BPAN und verwandten Erkrankungen verlangsamen.
Dr. Hormos Dafsari untersucht in seinem Labor am Universitätsklinikum Köln in Deutschland zelluläre Abwehrmechanismen.
https://kinderklinik.uk-koeln.de/forschung/neuropaediatrie/zellulaere-resilienzmechanismen-molekulare-modulation/