Neues Forschungsprojekt zu BPAN in Tübingen

von | 5. Dezember 2019

Tübinger Forschergruppe um Professorin Tassula Proikas-Cezanne und Hoffnungsbaum e.V. bündeln ihre Kräfte bei der Erforschung von BPAN

Die Entschlüsselung der Ursachen seltener, neurodegenerativer Erkrankungen ist ein langwieriger Prozess, der für Betroffene mit viel Hoffnung und großem Leid verbunden ist. In einem neuen Forschungsprojekt untersucht Professorin Tassula Proikas-Cezanne von der Universität Tübingen künftig die molekularen Ursachen der seltenen Krankheit „BPAN (Beta-Propeller-assoziierte Neurodegeneration)“. Sie arbeitet hierbei mit Ärzten in Tübingen, London und Kopenhagen sowie den Patientenorganisationen „Hoffnungsbaum e.V.“ in Deutschland und „BPAN Warriors“ in den USA zusammen, um die zellulären Ursachen und potentielle Therapiemöglichkeiten zu ergründen. Das Projekt wird im Rahmen des Frankfurter Sonderforschungsbereichs SFB 1177 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
BPAN (Beta-Propeller-assoziierte Neurodegeneration) ist eine sehr seltene, angeborene neurodegenerative Erkrankung, die durch eine Mutation des WDR45/WIPI4-Gens auf dem X-Chromosom hervorgerufen wird. Patienten sind von Geburt an durch eine schwere Entwicklungsstörung gekennzeichnet, die mit Epilepsie, geistiger und körperlicher Behinderungen sowie ausgeprägter Beeinträchtigungen im Spracherwerb einhergeht. Später setzen schmerzhafte Muskelverkrampfungen und Symptome von Morbus Parkinson ein. Die Lebenserwartung der Patienten ist deutlich verkürzt, bislang gibt es keine Therapie. BPAN gehört zu einer Gruppe von mehr als zehn Erkrankungen, die NBIA (Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn) genannt wird. In Deutschland sind etwa 20 Patienten mit BPAN bekannt.

Die Autophagie-Forscherin Professorin Tassula Proikas-Cezanne, Molekularbiologin an der Universität Tübingen und Entdeckerin des WDR45/WIPI4-Gens, wird in den kommenden vier Jahren im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB 1177 („Molecular and Functional Characterization of Selective Autophagy“, Sprecher: Prof. Dr. Ivan Dikic, Goethe-Universität, Frankfurt a.M.) den Prozess der Autophagie in Hirnzellen von BPAN-Patienten untersuchen. Proikas-Cezanne hat vor einigen Jahren erkannt, dass dem WDR45/WIPI4 Gen eine wichtige funktionelle Bedeutung im Prozess der Autophagie zukommt. Autophagie ist ein zelluläres Abbau- und Erneuerungssystem, das in den Nervenzellen von Patienten vieler neurodegenerativer Erkrankungen, wie M. Alzheimer und M. Parkinson, gestört ist. Aufgrund der Mutation im WDR45/WIPI4 Gen ist die Autophagie in BPAN stark beeinträchtigt, jedoch sind die ursächlichen molekularen Mechanismen unbekannt. Diese Mechanismen möchte die Wissenschaftlerin aufklären, sie wird dabei eng mit dem Neurologen Professor Matthis Synofzik vom Universitätsklinikum Tübingen sowie weiteren Kollegen in London und Kopenhagen zusammen arbeiten.

Unterstützt werden die Forscher von „Hoffnungsbaum e.V.“, der deutschen Patientenorganisation zur Förderung der Erforschung und Behandlung von NBIA. Der Verein hat in den vergangenen 15 Jahren bereits mehrfach Forschungsprojekte angestoßen, mitfinanziert oder begleitet und ist auch international sehr gut vernetzt. „In dieser strategischen Partnerschaft können wir insbesondere als Kontakt- und Informationsschnittstelle zwischen den Forschern und unserem Patientennetzwerk fungieren. Hinzu kommt natürlich das Erfahrungswissen der betroffenen Familien zur BPAN-Erkrankung ihrer Kinder“, erläutert Angelika Klucken, Vorsitzende und Co-Gründerin von „Hoffnungsbaum e.V.“.

„Ich bin froh und begeistert, dass wir mit Professorin Proikas-Cezanne eine so renommierte und engagierte Mitstreiterin im Kampf gegen BPAN gefunden haben“, sagt Markus Nielbock, Vater der siebenjährigen Emilia, die an BPAN leidet, und zweiter Vorsitzender von „Hoffnungsbaum e.V.“. „Wir werden sie und Professor Synofzik nach allen Kräften unterstützen.“

Auch für Tassula Proikas-Cezanne hebt sich dieses Forschungsvorhaben von anderen Projekten ihrer Forschungsgruppe ab. „Der Umstand, dass eine spontane Mutation eines Gens, das ich vor Jahren entdeckt habe, eine solch schwerwiegende Krankheit auslösen kann, verpflichtet mich, hier unsere Forschungsinteressen zu konzentrieren“, schildert sie. „Der persönliche Kontakt mit an BPAN erkrankten Kindern motiviert mich zusätzlich, durch Grundlagenforschung dazu beizutragen, dass deren Leiden gelindert werden können.“

Kontakt
Prof. Dr. rer. nat. Tassula Proikas-Cezanne
Universität Tübingen
Abteilung für Molekularbiologie
Interfakultäres Institut für Zellbiologie (IFIZ)
Telefon +49 7071 29-78895
tassula.proikas-cezanne@uni-tuebingen.de

 

Quelle: Pressemitteilung der Uni Tübingen

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