Hoffnungsbaum e.V. finanziert MPAN-Projekt am Helmholtz-Zentrum München

Hoffnungsbaum e.V. finanziert MPAN-Projekt am Helmholtz-Zentrum München

Hoffnungsbaum e.V. vergibt Fördermittel in Höhe von € 151.540 an Dr. Arcangela Iuso und ihr Team vom Institut für Neurogenomik am Helmholtz-Zentrum in München. Die Fördersumme finanziert ein auf 27 Monate angelegtes Forschungsvorhaben zur Aufdeckung wesentlicher Krankheitsmechanismen bei MPAN (Mitochondrien-Membran-Protein-Assoziierte Neurodegeneration). Projektleiterin Dr. Arcangela Iuso, eine erfahrene MPAN-Forscherin, untersucht mit ihrem Team dabei die Rolle des vom Gen C19orf12 gesteuerten Proteins im Lipid-Stoffwechsel von Zellen.

MPAN gehört zu den vier häufigsten Subtypen in der Gruppe der Erkrankungen, die man als Neurodegeneration mit Eisenspeicherung im Gehirn (engl. Abkürzung: NBIA) zusammenfasst. Diese NBIA-Form führt zu fortschreitenden Bewegungsstörungen sowie oft zu neuropsychiatrischen Symptomen und Beeinträchtigungen des Sehvermögens. MPAN beginnt überwiegend im späteren Kindesalter und führt unweigerlich zu schweren Behinderungen. Noch gibt es keine Therapie, die diesen Verlauf verzögern oder stoppen könnte.

Mutationen im Gen C19orf12 verursachen MPAN. Sie führen zu einer Beeinträchtigung der entsprechenden Proteinfunktion. Leider ist bis heute die genaue Funktion dieses Proteins nicht entschlüsselt. Exakt an diesem Punkt setzen Dr. Iuso und ihr Team nun an. Sie untersuchen in ihrem Forschungsprojekt die Hypothese, dass das C19orf12-Protein sowohl den Lipidhaushalt in der Zelle als auch den Austausch von Molekülen zwischen den innerzellulären Organellen reguliert. Wenn diese zellulären Prozesse gestört sind, kann es zu abnormer Anhäufung von Stoffwechselprodukten wie beispielsweise Lipiden oder Eisen kommen.

v.l.n.r.: Doktorandin Enrica Zanuttigh, Kooperationspartner Drs. Lucia Berti, Ben Engel, Sophie Ayciriex (nicht in Bild), Projektleiterin Dr. Arcangela Iuso, Nachwuchswissenschaftler Dr. Tilak Kumar Gupta, und Technische Assistentin Annett Hering arbeiten gemeinsam an der Untersuchung der Rolle von C19orf12 im Lipidstoffwechsel der Zellen.

„Mit dem vorgeschlagenen Projekt wollen wir die Funktion des C19orf12-Proteins als potentielle Verknüpfung zwischen Membranen innerhalb der Zelle untersuchen und die Auswirkungen von Mutationen im Gen C19orf12 auf zelluläre Prozesse, die hauptsächlich mit dem Lipidstoffwechsel zusammenhängen, vollständig aufklären“, erklärt Iuso ihr Vorhaben.
Es wäre ein wichtiger Meilenstein für die MPAN- und NBIA-Forschung, endlich die zelluläre Funktion des C19orf12-Proteins zu entschlüsseln. Da es bei vielen NBIA-Erkrankungen in den zugrundeliegenden molekularen Mechanismen Überschneidungen gibt, könnten sich aus diesem Projekt durchaus auch Erkenntnisse für andere NBIA-Formen ergeben.
Iuso und ihr Team werden mit dem Labor von Dr. Benjamin Engel auf dem Helmholtz-Pionier-Campus zusammenarbeiten, um eine Spitzentechnologie einsetzen zu können, die Kryo-Elektronentomographie. Diese Technik erzeugt dreidimensionale Bilder von Zellen mit feinen molekularen Details. Durch die direkte Abbildung von Proteinen, die in der natürlichen zellulären Umgebung in Aktion sind, ermöglicht die Kryo-Elektronentomographie molekulare Einblicke in zelluläre Prozesse und damit auch in Krankheitsmechanismen. Die Gruppen von Iuso und Engel werden Zellen von MPAN-Patienten abbilden.
Weitere Kooperationspartner des Projekts sind Dr. Sophie Ayciriex vom Institut für Analytische Wissenschaften an der Universität Lyon, sowie Dr. Lucia Berti vom Institut für Diabetesforschung und Stoffwechselerkrankungen des Helmholtz-Zentrums München an der Universität Tübingen.
„Wenn es uns gelingt, die Funktion von C19orf12 im Kontext des Lipidstoffwechsels aufzuklären“, sagt Iuso, „wird das hoffentlich den Weg für die Entwicklung einer wirksamen Behandlung von MPAN auf der Grundlage der Krankheitsmechanismen ebnen“.

Die Finanzierung dieses Forschungsprojekts wurde durch zahlreiche Spendenaktionen und Einzelspenden ermöglicht. Aufgrund der Privatinitiative einer Familie, deren Tochter 2018 die MPAN-Diagnose erhalten hat, und ihrer vielen Unterstützer insbesondere im Saarland, konnte damit ein bedeutendes Forschungsprojekt zur Erhellung der Krankheitsmechanismen gestartet werden, um die Wege zu Therapien zu ebnen. Im Namen von Maya und aller von MPAN betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen auf der Welt bedanken wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei allen Unterstützern für die überwältigende Spendenbereitschaft. Die Spendenaktion wird zugunsten weiterer MPAN-Projekte fortgesetzt: Helft Maya

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Forschungszentrum die Mission, personalisierte medizinische Lösungen zur Prävention und Therapie von umweltbedingten Krankheiten für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.500 Mitarbeitende und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands mit mehr als 40.000 Mitarbeitenden in 19 Forschungszentren.

Am Institut für Neurogenomik (ING) steht die genetische Grundlage von neurologischen Erkrankungen im Fokus. Forschungsschwerpunkt bilden dabei die zugrundeliegende genomische Architektur und die molekularen Mechanismen komplex-genetischer sowie seltener neurologischer Erkrankungen. Ziel ist es, die genetische Grundlage von neurologischen Erkrankungen zu erforschen, um deren Diagnose zu verbessern und Patienten langfristig eine maßgeschneiderte individuelle Therapie anbieten zu können.

NBIA-Symposium 2020 findet online statt

NBIA-Symposium 2020 findet online statt

 Das 7. Internationale Symposium für NBIA und verwandte Erkrankungen wird jetzt virtuell vom 30. September bis zum 3. Oktober 2020 stattfinden.
Merken Sie sich den Termin für unser virtuelles Symposium vor!

• Aktuelles zu neuen Erkenntnissen bei den NBIA-Erkrankungen •
• Fortschritte bei Therapien für NBIA •
• Gespräche am runden Tisch •

Eine Tagesordnung, eine spezielle Website und die Anmeldung werden in Kürze verfügbar sein.

Wissenschaftlicher Lenkungsausschuss:

Prof. Dr. Thomas Klopstock – LMU München – Deutschland
Dr. Susan Hayflick – OHSU Portland – USA
Dr. Valeria Tiranti – Neurologisches Institut Carlo Besta Mailand – Italien
Dr. Agnès Rotig – Institut Imagine Paris – Frankreich
Fatemeh Mollet – NBIA Suisse – Schweiz
Angelika Klucken – Hoffnungsbaum e.V. – Deutschland
Patricia Wood – NBIA Disorders Association – USA

Bei Rückfragen und für weitere Informationen können Sie sich an Angelika Klucken unter info@hoffnungsbaum.de wenden oder (bitte in englischer Sprache) an Patricia Wood unter pwood@NBIAdisorders.org.
English information is available on the website of the NBIA Disorders Association: https://www.nbiadisorders.org/research/research-meetings/356-intl-symposium-2020

 

7. internationales NBIA-Symposium in Lausanne verschoben!

7. internationales NBIA-Symposium in Lausanne verschoben!

Wegen der Corona-Situation verschoben auf Herbst 2021

Das 7. internationale NBIA-Symposium findet leider nicht vom 1. – 3. Oktober 2020 in Lausanne in der Schweiz statt und wird in den Herbst 2021 verschoben. Drei Tage lang werden dann Wissenschaftler und Mediziner aus der ganzen Welt eingeladen, sich über ihre Arbeit auszutauschen und neue Strategien zu entwickeln. Erfahren Sie Neues aus der NBIA-Forschung. Teilen Sie Ihre Erfahrungen bei der Behandlung von NBIA und nehmen Sie teil an Diskussionen.

NBIA-Suisse ist zusammen mit dem Friedrich Baur Institut federführend bei der Organisation. Sobald ein neuer Termin feststeht, geben wir diesen hier bekannt.

Benefizaktion „Gemeinsam stark für Maya“ für die MPAN-Forschung

Benefizaktion „Gemeinsam stark für Maya“ für die MPAN-Forschung

In Lauterbach wurde am 1. Juni 2019 eine große Benefizveranstaltung durchgeführt. Das Schicksal der 12jährigen Maya, die an der NBIA-Variante MPAN erkrankt ist, bewegt den ganzen Ort, viele weitere Menschen im Saarland und darüber hinaus. Sie alle möchten Maya und ihren Leidensgenossen mit MPAN helfen und so sind schon viele Spendengelder zusammengekommen. Die beste Hilfe ist natürlich eine wirksame Therapie, die den schlimmen Krankheitsverlauf aufhält. Aber eine solche Therapie gibt es noch nicht. Dafür ist umfangreiche und zeitaufwendige weitere Forschung nötig.

Denn bei MPAN gibt es große Forschungsdefizite, weil zu wenige Forscher weltweit daran arbeiten, die finanziellen Mittel für die Durchführung nachhaltiger, aussichtsreicher MPAN-Projekte bisher nicht ausreichten und insbesondere wesentliche Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung noch fehlen, um einen Durchbruch zu erzielen.
Stephanie Matthiesen, Mayas Mutter, berichtet in bewegenden Worten über die große Hilfsbereitschaft der Menschen in ihrer Region: „Edeltraud Closen vom Gasthaus zum Warndt hatte unsere Maya anfangs noch nicht persönlich gekannt. Und dennoch haben sie und ihr Team mit toller Unterstützung der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Lauterbach innerhalb von knapp 2 Monaten ein Benefizfest für Maya auf die Beine gestellt, das seinesgleichen sucht: inklusive Straßensperrung, riesiger Tombola mit tollen Gewinnen von fantastischen Sponsoren und tollen Auftritten über den ganzen Tag hinweg. Für Essen und Trinken war bestens gesorgt und die Kinder konnten sich auf der Hüpfburg und an einer Feuerwehrleiter sowie beim Kistenstapeln austoben. Unfassbar viele Menschen waren da und jeder hat mit ganzem Einsatz mitgeholfen und ausgelassen mitgefeiert. Jede Umarmung, jedes liebe Wort und jedes Lächeln hat uns gut getan. Wir sind sehr dankbar dafür.“

„Der Erlös der Veranstaltung ist der totale Wahnsinn“, fügt sie hinzu. „Mehr als 19.000 Euro sind durch dieses Fest erzielt worden für die Forschung. Mit diesem Betrag vom Fest und den weiterhin von uns generierten Geldern haben wir bisher den unglaublichen Spendenbetrag von mehr als 120.000 Euro erreichen können. Das erfüllt uns mit Hoffnung, dass die MPAN-Forschung dadurch einen Anschub und nachhaltigen Auftrieb erfährt. Wir danken herzlich allen unseren Spendern“.

Hoffnungsbaum e.V. bemüht sich nach Kräften darum, die für die MPAN-Forschung nunmehr verfügbaren Mittel baldmöglichst für qualitätsgeprüfte Forschungsprojekte zu verwenden. Erforderlich sind Projekte, die die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen bei MPAN aufklären, potentielle Therapieoptionen identifizieren oder in klinischen Studien die Wirksamkeit und Sicherheit von neuen Therapieansätzen überprüfen können. Das in der Benefizaktion gesammelte Geld wird einen substantiellen Beitrag dazu leisten.

MPAN kann auch autosomal dominant vererbt werden

MPAN kann auch autosomal dominant vererbt werden

Die NBIA-Forschungsgruppe von Dr. Susan Hayflick an der Oregon Health & Science University in Portland (OR, USA) hat herausgefunden, dass die Mitochondrienmembran-Protein-Assoziierte Neurodegeneration (MPAN) auch autosomal dominant vererbt werden kann. MPAN gehört zu den vier häufigsten NBIA-Varianten und wird durch Mutationen im Gen C19orf12 verursacht. Bisher wurde angenommen, dass die Erkrankung ausschließlich autosomal rezessiv vererbt wird. D.h. es müssen 2 Mutationen vorhanden sein, um die Erkrankung auszulösen, jeweils eine vom Vater und von der Mutter. In einer neuen Publikation weisen Hayflick und ihr Team jedoch nach, dass es daneben eine Reihe von MPAN-Patienten gibt, bei denen schon eine Mutation allein die Krankheit mit den für MPAN typischen Symptomen auslösen kann. Es konnten auch vereinzelt Mutationen nachgewiesen werden, die nicht vererbt, sondern bei den Patienten neu aufgetreten sind, sogenannte de novo-Mutationen.

Auswirkungen auf Diagnostik und genetische Beratung

Diese Forschungsergebnisse haben Auswirkungen auf die Diagnostik und genetische Beratung von MPAN-Patienten und ihren Familien. Wenn bei einem Patienten mit klinischen MPAN-Symptomen eine einzige MPAN-Mutation entdeckt wird, muss der behandelnde Arzt bei der Differentialdiagnose eine autosomal dominante MPAN in Betracht ziehen. Der jeweilige Genotyp – so die Autoren des Artikels – kann dabei oft bereits Auskunft darüber geben, ob eine einzelne Mutation zur Auslösung der Erkrankung ausreicht. Da MPAN auch erst im Erwachsenenalter auftreten kann, haben die neuesten Erkenntnisse erhebliche Bedeutung für Betroffene der dominanten MPAN. Ihre Kinder haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken.

 

Bibliographische Angaben zum Artikel:
Gregory A, Lotia M, Jeong SY, Fox R, Zhen D, Sanford L, Hamada J,
Jahic A, Beetz C, Freed A, Kurian MA, Cullup T, van der Weijden MCM, Nguyen V, Setthavongsack N, Garcia D, Krajbich V, Pham T, Woltjer R, George BP, Minks KQ, Paciorkowski AR, Hogarth P, Jankovic J, Hayflick SJ. Autosomal dominant mitochondrial membrane protein-associated neurodegeneration (MPAN). Mol Genet Genomic Med. 2019 May 13;:e736.

Hier der Link zum Pubmed-abstract:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&dopt=Abstract&db=PubMed&list_uids=31087512 

Hier der Link zum vollständigen Artikel:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/mgg3.736

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